Wie wir altern, wird entscheidend von unseren Lebenserfahrungen und Verhaltensweisen beeinflusst. Insbesondere die berufliche Tätigkeit, der wir einen Großteil unseres Lebens nachgehen, kann sowohl nachteilig als auch förderlich für das erfolgreiche Altern sein. Kognitiv anfordernde Tätigkeiten verlangsamen den geistigen Alterungsprozess, während eintönige, wenig fordernde Tätigkeiten ihn beschleunigen. Wie können aber nun Beschäftigte gerade in solchen von Routine geprägten Jobs, z.B. am Fließband in der Produktion von einer besseren Organisation der Arbeit oder von Karrierewegen profitieren?
Zusammen mit Kollegen der Jacobs University Bremen und der Columbia University New York konnten wir zeigen, dass regelmäßige Wechsel der Tätigkeiten im selben Unternehmen, verbunden mit dem Neulernen von benötigten Fertigkeiten und Fähigkeiten dem Altern des Gehirns und der geistigen Leistungsfähigkeit entgegenwirken können. Hierzu befragten wir mehrere hundert Mitarbeiter eines großen Produktionsunternehmens der Automobilindustrie mit Hilfe von Fragebögen und untersuchten eine Teilstichprobe in unseren Labors der Jacobs University und mit dem Kernspintomographen. Es zeigte sich, dass diejenigen, die alle 5-7 Jahre die Abteilung wechselten, z.B. vom Fließband in die Lackiererei oder von dort zum Schweißen, bessere kognitive Leistungen und größere Volumina in wichtigen Gehirnbereichen aufwiesen, die mit Kognition und Lernen in Beziehung stehen, als sogenannte ‚Untersuchungszwillinge‘, mit der gleichen Ausbildung, dem gleichen Alter, gleicher Ausgangsintelligenz, aber einer durchgehenden immer gleich Tätigkeit im Unternehmen. Interessanterweise, konnten die schädlichen Auswirkungen der Routinearbeit durch interessante und anfordernde Freizeitaktivitäten teilweise ausgeglichen werden.